Ein Auslandssemster an einem USA-College

Capitol in Washington, USA

Hey, mein Name ist Matthias, ich habe Anglistik und Politikwissenschaft studiert und 2013 ein Semester an einem College in den USA verbracht. Nach einem ersten kurzen Urlaub in New York City in Jahr 2009 war klar, dass ich die USA noch einmal länger kennenlernen möchte. In meinem Englischstudium an der Uni Bielefeld hat sich dann die Möglichkeit ergeben. Ich bin mit der Austauschorganisation International Student Exchange Program (ISEP) ein Semester lang in die USA – genauer gesagt nach Conway in den Bundesstaat Arkansas, einem Ort in the middle of nowhere – gegangen. Obwohl ich mir vorher eine ganz andere Gegend in den USA gewünscht hätte, ist meine Zeit am College bisher eine der besten meines Lebens gewesen.

Vorbereiten und Ankommen

Da die organisatorischen Dinge mit dem International Office der Uni Bielefeld abgesprochen wurden und ich mit allen wichtigen Infos versorgt wurde, war die Vorbereitung auf das Auslandssemester sehr einfach. Klar, es gab viel zu erledigen, aber alles hat problemlos geklappt. Visum beantragen in Frankfurt, eine Auslandsversicherung abschließen, der erste Kontakt mit dem College und Auslands-BAföG beantragen. All das galt es zu erledigen und meine Vorfreude auf das Erlebnis stieg mit jedem dieser Schritte mehr.

Zuerst ging es für mich in Richtung Ostküste der USA. Ich hab mich entschieden etwas zu Reisen bevor das Semester startet. New York City, Philadelphia und Washington standen auf dem Plan und haben mich begeistert. Diese ersten beiden Wochen haben mir schon gezeigt, dass mich die USA nicht enttäuschen werden. Amerikaner sind gastfreundlich und offen. Dank Couchsurfing und Airbnb war ich nie allein unterwegs.

Nach zwei Wochen Reise bin ich auf dem wunderschönen Campus des Hendrix College in Conway angekommen. Wir waren insgesamt rund 20 Austauschschüler und haben eine Woche bevor die amerikanischen Studenten kamen ein Kennenlern- und Einführungsseminar gehabt. Da wir ja alle im selben Boot saßen und in einer neuen Umgebung waren, lief das Kennenlernen sehr einfach. Auch außerhalb des Einführungsseminars haben wir viel zusammen gemacht und sind schnell enge Freunde geworden. Eine Woche nach uns kamen dann alle amerikanischen Studenten. Auch hier haben wir nochmal eine Orientation Week mitgemacht, um uns kennenzulernen.

Study hard, party harder!

Nach zwei Wochen Einführung habe ich mich sehr auf meine Kurse gefreut. Diese konnten wir während der Orientation Week wählen. Üblicherweise hat man vier Kurse pro Semester, die jeweils mehrmals in der Woche stattfinden. Ich habe die Kurse Food, Culture and Nature, Contemporary Global Issues, Model United Nations und Film Studies gewählt. Ein großer Unterschied zu Kursen an deutschen Unis ist der Workload. Man bekommt nach jeder Sitzung eine kleine Hausaufgabe, es wird erwartet, dass man gut vorbereitet in das Seminar kommt, aktiv mitarbeitet und es ist normal drei bis vier benotete Tests während des Semesters zu schreiben. Das hört sich nach viel an und das ist es auch. Ich persönlich muss sagen, dass ich dieses Model aber viel besser finde als das deutsche. Zu keinem Zeitpunkt während meines Studiums war ich je so motiviert und engagiert wie in den USA. Das lag sicherlich an den interessanten Themen und der Tatsache, dass kleine Kurse wenig anonym sind und man sich bei Faulheit nicht verstecken kann.

Nach einer anstrengenden Woche bin ich oft mit Freunden auf eine der vielen Partys auf dem Campus gegangen. Egal ob vom College selbst organisiert oder eine private Houseparty, es gab immer etwas, wo man hingehen konnte. Die Stadt selbst hatte leider nicht so viel zu bieten, doch da der Campus sich bald wie ein neues Zuhause anfühlte und ständig irgendwo gefeiert wurde, habe ich mich daran schnell gewöhnt. Langweilig wurde es jedenfalls nie.

College Life – jeder macht irgendwo mit

Egal ob Sport, Musik, Kunst, Theater oder irgendein politischer Club. Am Hendrix College ist es wie an jedem anderen amerikanischen College: Studenten sind auch außerhalb des Seminars sehr engagiert und haben immer etwas zu tun. Anders als in Deutschland ist es eher ungewöhnlich, wenn man nicht Teil eines Clubs oder Sportteams ist. Auch wir Austauschstudenten konnten bei allen 70 Clubs mitmachen. Ich habe mich gemeinsam mit einigen Freunden entschieden beim International Club mitzuwirken. Wir haben einige Events geplant und damit die Vielfalt am Hendrix College gefeiert. Auch sportlich hatte das mit nur 1900 Studenten relativ kleine College viel zu bieten. Ich habe mich für Tennis und Schwimmen entschieden. American Football habe ich nur als Zuschauer kennengelernt, die Regeln aber bis heute nicht verstanden – so richtig erklären konnten sie mir selbst meine amerikanischen Freunde nicht.

Auf Reisen

Während meines Semesters bin ich sehr viel gereist und das ging selbst von Arkansas aus ziemlich gut. Oft haben wir am Wochenende ein Auto gemietet und sind in umliegende Städte, wie New Orleans, Memphis oder Nashville gefahren. Außerdem sind wir mit dem Kurs Model United Nations nach Chicago geflogen, um bei dem Planspiel der Vereinten Nationen teilzunehmen, das wir im Kurs vorbereitet haben. Gegen Ende des Semesters bin ich dann zusammen mit einigen Freunden noch nach Kalifornien geflogen und wir haben sogar einen Tag in Tijuana, Mexiko verbracht. Begeistert hat mich vor allem, wie unterschiedlich die verschiedenen Gegenden des Landes waren. Jede Stadt und Region hat ihre Besonderheiten, doch überall trifft man auf freundliche Menschen.

Fazit

Das Semester am Hendrix College war mit Abstand der beste Teil meines Bachelorstudiums. Ich habe viele neue Freunde gewonnen, mit denen ich mich auch heute noch treffe. Wir haben gemeinsam viel erlebt und eine gute Zeit gehabt. Ich konnte ganz nebenbei mein Englisch verbessern, Punkte für mein Studium in Deutschland und viele neue Erfahrungen sammeln. Ein Auslandssemester in den USA kann ich nur empfehlen. Es ist für mich eine Zeit, die ich nie vergessen werde und das, obwohl das Semester leider viel zu schnell vorbei ging. Falls ich im Masterstudium die Chance haben sollte noch mal in die USA zu gehen, dann gleich für ein ganzes Jahr.