Schüleraustausch in den USA

Schulbus in den USA

Darum geht's

(Kein) Austausch ohne Pannen

Ein Schüleraustausch an sich ist schon eine mehr als spannende Angelegenheit. Anderes Land. Andere Leute. Ganz andere Umgangsformen. Selbst wenn es in eine vermeintlich bekannte Größe wie die USA geht. Denn auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es immer noch eine ähnlich große Zahl an Fettnäpfchen, auf die du vielleicht gar nicht vorbereitet bist.

Der Schritt ins Ausland ist, eigentlich unabhängig von dem Rahmen, in dem er stattfindet, immer eine aufregende Sache. Gerade wenn du noch so jung bist, dass du noch die Schulbank drücken musst, ist das eine völlig neue Erfahrung. Vor allem ist es eine, die du – wahrscheinlich zum ersten Mal in dieser Form – losgelöst von deinen Eltern machen wirst. Da ist es schon einigermaßen beruhigend, richtig vorbereitet in eine solche Unternehmung zu starten.

In erster Linie bedeutet diese Vorbereitung eine Auseinandersetzung mit mäßig spannender Bürokratie. Was du nicht auf die leichte Schulter nehmen solltest, denn hierbei geht immerhin um elementare Dinge wie die aktuell geltenden Einreisebestimmungen, Zollbestimmungen (könnte wichtig werden, wenn du Gastgeschenke mitbringen möchtest), Impf-Empfehlungen und einiges mehr.

Die gute Nachricht: Diese Vorbereitungen musst du nicht alleine bewältigen und selbst wenn deine Eltern in allzu speziellen Fragen nicht weiterhelfen können – es gibt im Zweifelsfall genug Organisationen und/oder Internetplattformen, die dich beraten können. Damit sollte zumindest die Einreise problemlos über die Bühne gehen.

Man kann sich auf vieles vorbereiten, aber…

Allerdings ist das, wenig überraschend, nicht einmal die halbe Miete. Richtig beginnt der Austausch schließlich erst vor Ort. Hast du dich gewissenhaft vorbereitet – also dich beispielsweise im Vorfeld um Infomaterial gekümmert und das im besten Fall auch gelesen –, dürfte der Kulturschock auf einem erträglichen Level liegen. Was nicht bedeutet, dass er dir komplett erspart bleibt. Davon solltest du besser nicht ausgehen, denn vieles läuft (nicht nur) in den USA einfach anders, als du es bislang gewöhnt warst. Und manches ergibt sich eben erst im Kontakt mit den Menschen, mit der Gastfamilie, mit den neuen Mitschülern und so weiter.

Dann heißt es unter Umständen: Fettnäpfchkulturen-Alarm! Viele dieser Stolperfallen kannst du ebenfalls mit einer entsprechenden Vorbereitung umgehen. Damit bleiben dir einige (hoffentlich sogar die meisten) Peinlichkeiten erspart. Ob es für alle reicht, das macht in gewisser Weise den Reiz des Austauschs an. Zur Beruhigung – sofern du dir keine groben Fehltritte erlaubst, kannst du sicher auf die Nachsicht der Menschen vertrauen. Es ist ja weder anzunehmen noch zu erwarten, dass du alles sofort verstehst oder kennst. Der Austausch ist nun einmal zum Kennenlernen da. Auch wenn das manchmal die harte Tour bedeutet.

Die Do’s and Dont’s

Die sollte dir selbstverständlich nach Möglichkeit erspart bleiben. Deshalb gibt es hier einige der klassischen Situationen und Anlässe, die möglicherweise für Verlegenheiten sorgen können – aber eben nicht müssen.

Die Gastgeschenke

Der Gastfamilie für die Aufnahme während deines Austauschs mit einem kleinen Präsent zu danken, ist eine eher leichte Übung. Erwartet werden solche Aufmerksamkeiten in der Regel nicht, deswegen sind sie ein umso gelungenerer Einstieg in die gemeinsame Zeit. Ein definitives Do also, wenn du schon frühzeitig Pluspunkte sammeln willst.

So weit, so gut. Stellt sich allerdings, wie bei jedem Geschenk, die spannende Frage: Was bringe ich denn mit? Woran sich, das ist leider nicht zu vermeiden, weitere Fragen knüpfen. Etwa nach dem, was angemessen scheint, was die Gastfamilie interessieren könnte. Schon wird das Gastgeschenk zu einer doch unerwartet komplizierten Angelegenheit. Immerhin möchtest du ja deine Wertschätzung ausdrücken und gleichzeitig klar durchblicken lassen, dass du dir wirklich Gedanken gemacht hast. Was löblich ist. Es ist aber auch keineswegs eine Schande, bei der Auswahl auf die beliebteren Vertreter unter den Gastgeschenken zurückzugreifen. Regionale und landestypische Mitbringsel sind eine schöne Erinnerung, um nur ein Beispiel zu nennen. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn diese regionalen Spezialitäten aus der Lebensmittelabteilung stammen: Die Einfuhrbestimmungen für Obst, Fleisch, Fleischprodukte und überhaupt verschiedenste landwirtschaftliche Erzeugnisse sind in den USA (allerdings umgekehrt auch in Deutschland) recht rigoros. Willst du also nicht mit leeren Händen dastehen, solltest du dich mit den entsprechenden Bestimmungen befassen.

Leben bei der Gastfamilie

Die Bezeichnung „Gastfamilie“ ist keine Floskel. Natürlich bist du dort Gast, aber du bist eben auch Teil der Familie, nicht anders als Zuhause. Es sollte für dich daher selbstverständlich sein, dich nach Kräften in den Alltag zu integrieren. Also anfallende Aufgaben (im Haushalt beispielsweise) übernehmen oder wenigstens deine Hilfe anbieten, gemeinsame Aktivitäten mit der Familie mitmachen und dich vor allem an die Regeln halten. Am besten erfragst du die gleich zu Beginn deines Aufenthalts.

Jetzt wirst du während deines Austauschs nicht nur deine Gastfamilie, sondern auch neue Freunde kennenlernen. Das soll auch so sein, darf aber nicht dazu führen, dass du der Familie den sprichwörtlichen Rücken kehrst. Die ist eben weit mehr als nur deine Unterkunft und sollte auch entsprechend gewürdigt werden.

Kommunikation ist alles – aber auch kompliziert

Das kommunikative Miteinander ist schon zu Hause oft genug Quelle von Missverständnissen. Wahrscheinlich wird das in einer ungewohnten Umgebung und mit einer fremden Sprache nicht einfacher. Noch dazu, wenn es vielleicht noch die eine oder andere Regel mehr zu beachten gilt. Was deine sprachlichen Fähigkeiten an sich angeht, kannst du allerdings beruhigt sein. Niemand in den USA wird dich wegen kleinerer grammatikalischer Schwächen oder Wortfindungsproblemen auslachen. Auf der anderen Seite solltest du schon darüber Bescheid wissen, was im Gespräch geht und was nicht:

Offen ja, aber nicht zu forsch

Es ist in jedem Fall von Vorteil, offen mit der Gastfamilie und anderen Leuten zu reden – du bist schließlich neu im Land, da sind Fragen unvermeidlich und wollen geklärt werden. Das heißt umgekehrt nicht, dass das berühmt-berüchtigte Herz auf der Zunge immer angemessen ist. Manchmal ist höfliche Zurückhaltung besser.

Themen mit Konfliktpotenzial

Das gilt umso mehr bei verschiedenen Gesprächsthemen, die leider denkbar gut geeignet sind, um unter Umständen für schlechte Stimmung zu sorgen. Zu Politik und Religion beispielsweise kannst du gerne deine eigene Meinung haben – allerdings solltest du sie eben nicht immer sagen. Überhaupt solltest du Kritik an deinem Gastland vielleicht besser zurückstellen.

Worte mit Konfliktpotenzial

Niemand erwartet einen perfekten Wortschatz von dir, wenn du in die USA reist. Allerdings schützt Unwissenheit auch nicht vor Strafe, weshalb bei der Verwendung mancher Worte mehr als nur Zurückhaltung angesagt ist – sie sollten unbedingt vermieden werden. Genauso wie das Fluchen im Allgemeinen. Vulgäre Ausdrücke, egal wie verbreitet sie in Musik und Film auch sein mögen, haben im Alltag schlicht und ergreifend nichts verloren. Ihr wisst nie, wen ihr damit verletzt oder beleidigt.
Ebenfalls zu beachten: Die Unterschiede zwischen „British English“ und „American English“. Die nämlich zur Folge haben können, dass die Vokabeln, die du in der Schule lernst, entweder gar nicht bekannt sind. Oder eine (folgenreich) andere Bedeutung haben.

>> Tipp am Rande: Die Frage nach der „toilet“ oder dem „WC“ könnte zu peinlichem Unverständnis führen. Weil der Begriff „WC“ im Amerikanischen gar nicht vorkommt und mit „toilet“ ziemlich konkret das Klo selbst gemeint ist, nicht aber die Räumlichkeit. Nach der fragst du korrekterweise mit „restroom“ (in öffentlichen Gebäuden) oder „bathroom“ (im privaten Umfeld).

In der Schule

Eigentlich selbstverständlich, trotzdem an dieser Stelle der Hinweis: Auch beim Schulbesuch solltest du dich integrieren. Entgegen anderer Verlautbarungen sind die Regeln hier gerade nicht dazu gemacht, um gebrochen zu werden. Den Unterricht schwänzen oder zu spät zu erscheinen sind deshalb definitiv No-Go’s. Das gilt in gleicher Weise für Verstöße gegen einen möglicherweise bestehenden Dresscode, wenn nicht sogar das Tragen einer Schuluniform verpflichtend ist.

Du solltest dir immer vor Augen führen, dass Regelverstöße an deiner Gastschule schon wegen deines Gaststatus überaus peinlich sind. Dazu kommen die teilweise recht empfindlichen Strafen, solltest du dich doch dazu verleiten lassen.

Allgemeines Verhalten

Zum Abschluss noch eine Bemerkung, die dir vielleicht übertrieben vorkommt, die deswegen aber nicht weniger richtig ist. Solange du am Austausch teilnimmst, bist du gewissermaßen ein Botschafter für Deutschland. Es ist nicht auszuschließen, dass du der einzige (oder zumindest einer der wenigen) Deutschen bist, dem deine Gastfamilie jemals begegnet. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass du vielleicht der einzige Eindruck bist, den sie von deiner Heimat bekommen werden.

Andererseits muss dich das auch nicht über die Maße beunruhigen – solange du dich nach bestem Wissen und Gewissen verhältst. Und offen bleibst für die neuen und spannenden Erfahrungen, die im Gastland auf dich warten und die du möglichst nicht verpassen solltest. Es geht ja nicht nur um den Schulbesuch, sondern um ein umfassendes Amerika-Erlebnis.