El paraíso natural – Mein Auslandssemester in Spanien

Oviedo in Spanien

Endlose Küstenwanderungen entlang einsamer Sandstrände, Schafe und Esel am Wegesrand, Bergwanderungen mit rauen Felsen und saftgrünen Wiesen, Unmengen Tapas und Apfelwein, endlose Partys und Städtetrips mit Menschen aus allen Teilen der Welt – das war mein Auslandssemester in Spanien. Solltest du ebenfalls mit dem Gedanken spielen, in deinem Studium für ein Semester nach Spanien zu gehen, dann bist du hier genau richtig!

Wie bewerbe ich mich für ein Auslandsstudium in Spanien mit Erasmus?

Um ehrlich zu sein stand für mich nicht schon seit Ewigkeiten fest, dass ich einmal im Ausland studieren wollte. Etliche meiner Freunde hatten sich während ihres Studiums schon auf weite Reisen nach Australien, Chile oder in die USA begeben, während ich in Ruhe in Deutschland vor mich hin studiert und diverse Kulturschocks live über Instagram mitverfolgt hatte. Aber als ich schließlich meinen Master anfing wusste ich: Entweder jetzt oder nie. Also dann wohl jetzt!

TIPP: Städte wie Barcelona, Madrid oder Valencia sind erfahrungsgemäß sehr beliebt und erhalten dadurch eine viel größere Anzahl an Bewerbungen als sie freie Plätze zu vergeben haben. Wenn du also wirklich sicher gehen möchtest, dass du einen Platz für ein Auslandssemester in Spanien erhältst, bewirb dich lieber gleich an mehreren Gastuniversitäten.

Nun ging es an die Bewerbung, die aus dem Transcript of Records, einem Lebenslauf und einem Motivationsschreiben bestand. Hier lohnt es sich auf jeden Fall genau zu begründen, warum man gerne ins Ausland möchte und vor allem – warum an genau diese Uni in genau diesem Land. Ich habe damals auf den Internetseiten der jeweiligen Partneruni nach Kursen geschaut, die ich belegen könnte, und diese mit in mein Motivationsschreiben einfließen lassen.

Nach einigen Wochen des Wartens erhielt ich Bescheid: Ich hatte für alle Bewerbungen eine Zusage erhalten! Und demnach jetzt die Qual der Wahl. Der Listenfreak in mir begann sofort mit dem Vergleich von Temperatur- und Niederschlagszahlen und dem Lesen von Erfahrungsberichten.

Am Ende entschied ich mich für Oviedo – die spanische Stadt, die niemand kennt, der nicht schonmal dort gewesen ist. Sie liegt im Norden Spaniens und überzeugte mich vor allem durch die weiten, grünen Landschaften, einsamen Strände und steilen Klippen. Nicht gerade das typisch touristische Spanien, aber genau deshalb so perfekt für ein Auslandssemester!

Nach der Zusage begann ich, mich um alles Mögliche für meine bevorstehende Auslandszeit in Spanien zu kümmern: Grant Agreement, Learning Agreement, Auslandskrankenversicherung… Wenn du dich fragst, welche Reisedokumente, Versicherungen etc. du brauchst und auf was du ganz allgemein achten musst, dann gibt es hier weitere Tipps und Infos.

Wie finde ich am besten eine Wohnung in Spanien?

Ohne vorher eine feste Bleibe organisiert zu haben, bin ich nach Spanien aufgebrochen – was jeder Faser meines Wesens widerstrebte. Aber: Ich wollte mir mein Zimmer in Spanien wenigstens einmal vor Ort ansehen und noch viel wichtiger – meine möglichen MitbewohnerInnen kennenlernen.

Von Deutschland aus hatte ich über die Website idealista.com drei WG-Besichtigungen für meinen ersten Tag in Oviedo ausgemacht und mich dann noch am selben Abend für eine Vierer-WG mit riesigem Wohnzimmer, selbstgebauter Tischtennis-Platte und Flat-Screen direkt neben meinem Campus entschieden. Und das Ganze für nur 200 Euro Kaltmiete monatlich.

Wie ist das Leben in Spanien?

Das Leben in Spanien … fängt spät an. Viele Küchen in den hunderten Restaurants öffnen abends erst um 20 Uhr. Dementsprechend spät beginnt auch erst das Nachtleben in Spanien.

Die Kneipe Jamón Jamón beispielsweise ist bekannt für den endlosen Strom an Tapas, sodass man sich hier tatsächlich satt essen kann – und nur die Getränke bezahlt.

Abgesehen davon kommen auch Naturliebhaber im Norden Spaniens auf ihre Kosten. Zur nächstgelegenen Stadt am Meer sind es nur 30 Minuten mit dem Bus, genauso lang fährt man, um zur nächsten Wanderstrecke durch die Berge zu kommen – die Ruta de las Xanas. Also egal ob Küsten- oder Bergwanderung oder einfach nur ein entspannter Tag am Strand, von Oviedo aus ist alles schnell zu erreichen.

Und dann wäre da noch das Lebensgefühl der Spanier. Schon im Supermarkt merkt man, dass hier alles entspannter zugeht: Das Auflegeband ist winzig und die Kassierer helfen beim Einpacken.

Spanier generell scheinen Experten darin zu sein, das Leben zu genießen, was sich vor allem in der Calle Gascona zeigt, eine Straße, die links und rechts von Sidrerías (Apfelweinschenken) gesäumt ist. Ab 20 Uhr ist hier bei gutem Wetter jeder Tisch besetzt.

Neben dem Sidra, für den man pro Flasche ca. 3 Euro bezahlt, ist in Oviedo auch das Bier sehr günstig – mit ESN-Rabatt 1 Euro für einen halben Liter. ESN? So nennt sich die Studentenorganisation, die für Auslandsstudierende in Oviedo unumgänglich ist.

Was ist die Studentenorganisation ESN?

Die Mitglieder der Studentenorganisation ESN organisieren Partys, Stadtführungen, Filmabende, eine Reise ins Baskenland und nach Ibiza, aber auch gemeinnützige Aktivitäten wie Besuche in Altenheimen oder Schulen für Auslandsstudierende. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei.

Das Wichtigste von allem ist aber wohl die Welcome Week! Diese beginnt häufig bereits vor Vorlesungsbeginn, da sie nicht offiziell von der Uni organisiert wird. Informiere dich also am besten über Facebook, wann genau es losgeht.

Die Welcome Week war auf jeden Fall eines meiner Highlights während meiner Zeit in Spanien und definitiv der beste Start, um Leute kennenzulernen!

 

TIPP: Es gibt eine sogenannte ESN Card! Diese brauchst du, um an den größeren Ausflügen teilnehmen zu können. Zusätzlich bekommst du mit dieser Karte Rabatte für das Busunternehmen ALSA, aber auch für Ryanair Flüge, bei denen du mit der Karte kostenlos ein großes Gepäckstück mitnehmen darfst!

Wer vielleicht Angst hat, sich während des Auslandssemesters einsam zu fühlen und keinen Anschluss zu finden, der ist bei der Welcome Week genau richtig aufgehoben. Denn am Ende sind alle neu in der Stadt und müssen sich in einer ganz neuen Welt zurechtfinden – das schweißt zusammen und macht die Kontaktaufnahme während der Welcome Week unglaublich einfach. In dieser einen Woche gibt es jeden Tag Aktivitäten, von Ausflügen in die Nachbarstädte über Partys und Picknick im Park.

Wie ist das Studium in Spanien?

Bevor ich mich damals mit meinem Learning Agreement (LA) an der Hochschule von Oviedo immatrikuliert habe, konnte ich zunächst zwei Wochen lang in alle möglichen Kurse hineinschauen. Erst dann musste ich mich endgültig entscheiden und das LA dementsprechend verändern. Mein zuvor angefertigtes LA – über das ich mir in Deutschland so sehr den Kopf zerbrochen hatte – war somit überflüssig geworden.

Anders als in Deutschland finden beim Studium in Spanien die Kurse immer mehrmals die Woche statt. Beispielsweise hatte ich einen Kurs gleich viermal die Woche für jeweils eine Stunde. Da die einzelnen Kurse dementsprechend mehr Zeit in Anspruch nehmen, sollte man nicht zu viele Kurse wählen, um noch genügend Zeit zu haben, das Land zu erkunden.

Und da wären noch die spanischen Fristen – die eigentlich gar keine sind. Kommilitonen von mir hatten eine offizielle Anmeldefrist auf der sehr unübersichtlichen Website der Universität von Oviedo ausfindig gemacht – die ich längst überschritten hatte. Zum Glück nehmen es die Spanier damit nicht so genau.

Muss ich Spanisch sprechen können, um ein Auslandssemester in Spanien zu machen?

Ja. Und nein. In einer Stadt wie Oviedo sprechen die Leute im Supermarkt kein Englisch und im Allgemeinen ist das Englisch-Niveau in Spanien nicht so hoch wie in Deutschland. Selbst im International Office hatte ich einige Schwierigkeiten, da die meisten Mitarbeiter dort kein Englisch können.

Freunde von mir, deren spanisches Vokabular aus „hola“ und „gracias“ bestand, haben sich hier meist von ihren spanischen Buddys helfen lassen. Solltest du wirklich kaum bis gar kein Spanisch sprechen, können die Buddys zum Beispiel auch bei Wohnungsbesichtigungen helfen, da viele der Vermieter ebenfalls kein Englisch sprechen. Für dieses Buddy-Programm kannst du dich vorher anmelden und sogar eigene Interessen angeben, auf Grundlage derer dir dann ein Buddy zugeteilt wird.

Die TOP TIPPS für dein Auslandssemester in Spanien:

Informiere dich in der ESN Facebook-Gruppe über den Start der Welcome Week
Melde dich für das Buddy Programm an
Mache Wohnungsbesichtigungen über idealista.com fest
Melde dich in Spanien für einen Intensiv-Sprachkurs an
Hole dir vor Ort die ESN Card

Abgesehen von einem Buddy, der dir sprachlich unter die Arme greifen kann, kann ich auch den Spanisch-Intensiv-Kurs während der Auslandszeit empfehlen, der für Auslandsstudierende angeboten wird und einmalig 70 Euro kostet. Jeden Tag zwei Stunden Spanisch für einen ganzen Monat. Je nach Sprachniveau gibt es hier drei verschiedene Kursangebote.

Wie teuer ist es, in Spanien zu leben?

Spanien zählt unter Erasmus zur Ländergruppe 2, das heißt, man erhält monatlich 360 Euro. Trotzdem sollte man sich vorher etwas Geld zurücklegen, wenn man beispielsweise an ESN Events teilnehmen und vielleicht auch etwas herumreisen möchte. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten in Spanien ähnlich wie in Deutschland, nur die Mietkosten und die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel sind in einer Stadt wie Oviedo deutlich geringer.

Fazit: Welche Vor- und Nachteile hat Spanien als Gastland bei einem Auslandssemester?

VORTEILENACHTEILE
◦ Geringe Lebenshaltungskosten◦ Nicht jeder spricht Englisch
◦ Freundliche und hilfsbereite Menschen 
◦ Gutes Essen 
◦ Viele organisierte Events für Auslandsstudierende 
◦ Vielseitige Landschaften 

Während meines Auslandssemesters in Spanien war ich immer wieder überrascht, wie schnell man sich Menschen nah fühlen kann, die man eigentlich erst seit Kurzem kennt und die aus einem ganz anderen Kulturkreis kommen. Innerhalb der Erasmus-Gruppe sind alle extrem offen und es ist wirklich leicht, mit Leuten ins Gespräch zu kommen und in Gruppen aufgenommen zu werden. Das war eine der wichtigsten Erfahrungen, die ich für mich aus meiner Auslandszeit in Spanien mitgenommen habe: dass man sich auch weit weg von Deutschland sehr Zuhause fühlen kann.