Ein Auslandssemester an der Monash University Malaysia

Kuala Lumpur, Malaysia

Mein fünftes Semester im B.Sc. verbrachte ich an der Monash Universität in Malaysia. Die Universität befindet sich in Sunway City, dass etwa 30 Minuten von Kuala Lumpur entfernt ist. Die Monash ist eine australische Universität mit Außencampus in Malaysia und hält Akkreditierungen durch die AACSB, EQUIS und AMBA.

Ankunft in Malaysia

Vor meinem Abflug nach Malaysia musste ich bei der malaysischen Botschaft in Deutschland ein Studentenvisum beantragen. Die Botschaft befindet sich in Frankfurt. Das Visumverfahren ist recht kompliziert, aber die Organisation ‚GoAustralia‘, über die meine Uni den Aufenthalt organisierte, half mir bei diesem Prozess. Nachdem ich die Studiengebühren bezahlt hatte, erhielt ich von der Monash einen ‚Visa Approval Letter‘, mit dem ich das ‚Single Entry Visa‘ für die Einreise nach Malaysia beantragen konnte.

Mit dem ‚Single Entry Visa‘ konnte ich dann nach Malaysia einreisen. Nach der Ankunft musste ich meinen Reisepass und einen obligatorischen Gesundheitscheck bei einem ortsansässigen Arzt (‚Medical Slip‘) an der Universität einreichen. Die Universität hat uns im Vorhinein alle notwendigen Informationen und Adressen gegeben, wo man den Gesundheitscheck durchführen lassen kann. Anschließend schickt sie den Reisepass für das offizielle Studentenvisum und den Aufenthaltstitel (eine Art Personalausweis) an die Einwanderungsbehörde.

Das Verfahren dauert etwa 6 Wochen. Während dieser Zeit darf man das Land nicht verlassen. Ich erhielt eine „Bestätigung über den Erhalt des Reisepasses“, um mich bei Bedarf ausweisen zu können und konnte online den Bearbeitungsstatus meines Reisepasses tracken. Zunächst schien es ein wenig beängstigend ohne Reisepass in einem fremden Land unterwegs zu sein, aber es gibt so viel zu erleben in Kuala Lumpur und Malaysia, dass die Zeit wie im Flug vergangen ist.

Orientierungswoche

Während der Orientierungswoche erhielt ich von den Mitarbeitern der Universität alle notwendigen Informationen zum Studium an der Monash, zur Semesterstruktur, zum Campus, zur Unterkunft und natürlich zu landestypischen Gepflogenheiten und Traditionen, die man kennen sollte. Außerdem ist es toll, die restlichen Austauschstudenten kennen zu lernen und die ersten Freundschaften zu schließen. So fühlt man sich noch schneller angekommen und lebt sich ein.

Kurswahl

Die Kursauswahl erfolgt über das Online-Tool Moodle. Alle Kursbeschreibungen sind dort auch verfügbar und die Kursmaterialien werden auch über Moodle bereitgestellt. Die Vorlesungen dauern in der Regel zwischen 1 und 2 Stunden, aber die meisten Kurse erfordern zusätzliche Tutorien, die normalerweise 1 Stunde dauern. Während der Tutorien werden praktische Übungen und erweiternde Fragestellungen zu dem Stoff aus den Vorlesungen bearbeitet und die Tutorien wirken sich auch auf die Benotung aus. Anwesenheit und Teilnahme sind erforderlich, und manchmal ist es notwendig, sich auf das Tutorium vorzubereiten. Die Materialien sind immer online und pünktlich verfügbar, so dass man sich gut auf die Vorlesungen und Tutorien vorbereiten kann. Für mein Auslandssemester habe ich MGW3234 (Social entrepreneurship), BFW2341 (International financial management) und ECX3550 (Business in Asia) gewählt. Um die Visumspflicht zu erfüllen, muss man 3 Kurse belegen und ich empfehle auch nur 3 Kurse zu belegen, da diese recht anspruchsvoll oder zeitraubend sein können. Ich würde die Kurse alle empfehlen, mit Ausnahme von MGW3234 (Social Entrepreneurship), da die Benotung auf einem Social Entrepreneurship Projekt basiert und die Erwartungen der Professoren meiner Meinung nach für ein theoretisches Projekt zu hoch sind. Abgesehen davon muss man bei der Kursauswahl vorsichtig sein, da die erste Ziffer das akademische Jahr angibt, für das der Kurs vorgesehen ist. So ist z.B. ECX3550 ist für einen Studenten im dritten Jahr erstellt und daher ausreichend, aber ein Kurs mit einer „1“ wäre nicht ausreichend. Das Kursniveau ist vergleichbar mit dem an meiner Heimatuni und der Unterrichtsstil recht ähnlich. Da die Tutorien einen Teil der Benotung ausmachen, macht die Abschlussprüfung in der Regel nur 50% der Gesamtnote aus.  Einige Prüfungen fanden auch online statt, in einem speziellen Computerraum, mit einem Online Prüfungstool. Diese Methode ist bei Prüfungen mit viel Schreibarbeit recht beliebt.

Unterkunft

Für die Unterbringung beschloss ich das Angebot der Uni zur Unterbringung auf dem Campus anzunehmen und in der Sunway Monash Residence (SMR) zu wohnen. Der Hauptgrund dafür war, dass sie sich in unmittelbarer Nähe des Campus und der universitären Einrichtungen, z.B. Bibliothek oder Food Court, befindet. Zweitens bleiben fast 99% der Auslandssemester-Studenten in der SMR, so dass sich immer jemand für Ausflüge, Studiengruppen und anderes findet. Die SMR verfügt über einen Sicherheitsdienst, der das Gelände bewacht, und außerdem einen Gemeinschaftsraum, eine Wäscherei, einen Fitnessraum, ein Schwimmbad und kleine Restaurants, sowie einen 7/11-Supermarkt. Es hat vielleicht nicht die höchste Luxuriösität, aber es hat mehr Vorteile als das Leben außerhalb des Campus. Man wohnt in einer Wohngemeinschaft mit einheimischen und internationalen Studierenden, was es sehr einfach macht, neue Kontakte zu knüpfen. Jeder hat ein Einzelzimmer mit Klimaanlage bekommen (Standard bei Austauschstudenten). Das Zimmer kostet 1150 MYR (230 Euro) pro Monat plus Kaution und Bearbeitungsgebühr. Es beinhaltet auch einen Reinigungsservice für die Gemeinschaftsräume der Wohnung.

Campus und Campus Leben

Am Anfang kann die Raumverteilung auf dem Campus recht verwirrend sein. Ich würde empfehlen, einen Tag im Voraus die Lage der Räume zu checken, um pünktlich zur ersten Vorlesung zu kommen, viele Professoren sehen Unpünktlichkeit nämlich sehr ungern. Auf dem Campus gibt es auch einen Food Court mit kleinen Restaurants, die malaysische, indische und westliche Gerichte servieren. Außerdem gibt es ein koreanisches Café, Imbisswagen und Kaffeeautomaten, die in Malaysia recht häufig anzutreffen sind. Außerdem bietet der Campus eine Turnhalle und überdachte Basketball- und Fußballplätze. Mit dem neuen Semester wird man einem „Haus“ (genau wie in Harry Potter) zugeteilt, abhängig von der ersten Nummer in der Studenten-ID. In jedem Haus werden studentische Aktivitäten angeboten, wie z.B. in Sportvereinen. Während des „Monash-Cups“ treten die Häuser gegeneinander an, was ein großes Event ist und viel Spaß macht. In der Nähe des Campus befindet sich die ‚Sunway-Pyramid‘, ein riesiges Einkaufszentrum mit Kino und Restaurants. Auch das ‚Sunway Medical Hospital‘, ein Krankenhaus mit allen möglichen Fachärzten, liegt in der Nähe des Campus. Ich kann auf jeden Fall empfehlen, nicht zu zögern, das Krankenhaus zu besuchen. Auch wenn es sich nur um eine kleine Wunde handelt, denn Feuchtigkeit und Hitze sind ziemlich hoch und Bakterien breiten sich daher leichter aus und können Infektionen verursachen. Die Standards in Malaysia sind ähnlich wie in Deutschland, die meisten Ärzte sind für ihren Abschluss nach Europa gegangen und sprechen dementsprechend fließend Englisch.

Leben in Malaysia

Die malaysische Bevölkerung besteht zu 50% aus Malaien, 25% Chinesen, 15% Indern und 10% Indigenen. Es handelt sich also um eine breite kulturelle Mischung, die sich vor allem in der Esskultur bemerkbar macht. Das malayische Nationalgericht ‚Nasi Lemak‘ ist sehr beliebt, ebenso wie ‚Roti Canai‘, asiatische Nudelgerichte und Street Food. Jede Familie hat ihr eigenes, spezielles Rezept für diese Gerichte, und mehrere Adaptionen traditioneller Rezepte machen Malaysia zu einem Streetfood Paradies. Malaysia ist ein muslimisches Land und streng, wenn es um Trinken in der Öffentlichkeit und unsittliches Verhalten geht. Feiern und Alkoholkonsum finden meist außerhalb der Stadt im T.R.E.C. statt, einer Partymeile mit Clubs und Bars.

Aktivitäten und Erlebnisse

Während der sechs Wochen ohne unseren Pass verbrachten wir unsere Wochenenden mit Reisen durch das Land. Erwähnenswert sind hier natürlich Kuala Lumpur mit seinen glänzenden Petronas-Türmen, die Nachtmärkte mit der vielfältigen malaysischen Esskultur und die berühmten, hinduistischen Batu-Höhlen. In Kuala Lumpur gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Malaysia bietet viele verschiedene Aktivitäten und Erlebnisse, vom Wandern und Erleben der erstaunlichen Tee- und Obstkultur im kühlen Hochland von Cameron, bis hin zum Tauchen und Schnorcheln mit Schildkröten und Haien auf den Perhentian Inseln oder in Langkawi. Alles ist leicht und günstig mit Nachtbussen oder per Flugzeug zu erreichen. Nachdem wir unsere Pässe zurückbekommen hatten, unternahmen wir Reisen nach Singapur und Indonesien. In den Semesterferien erkundeten wir Lombok, die Gili-Inseln und Bali, während andere Gruppen nach Laos, Thailand oder Myanmar reisten. Alle Reiseziele liegen nahe beieinander und mit einem europäischen Reisepass ist die Einreise einfach, so dass das Reisen sehr bequem war, auch wenn es nur für ein Wochenende war. Nach den Prüfungen reiste ich mit einer Freundin aus Dänemark einen Monat lang durch Taiwan, Vietnam, Laos, Thailand und Kambodscha.

Schlussfolgerung

Ich kann ein Auslandssemester in Malaysia sehr empfehlen, um dieses besondere und fantastische Land kennen zu lernen. Malaysia hat mit seiner riesigen Vielfalt an Kultur, Kulinarik und Natur so viel zu bieten. Die Monash University hat einen hohen Standard und kann herausfordernd sein, ist aber die perfekte Entscheidung für ein Auslandssemester.