Warum High School Semester? Warum USA?

Los, Angeles, USA

Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem ich zum ersten Mal bewusst etwas von Schüleraustausch-Programmen gehört habe. Wir waren an dem Tag bei entfernten Verwandten zu Besuch, die mir ganz begeistert von dem High School Year, das ihr Enkel momentan in den USA absolvierte, berichteten. Ich war sofort Feuer und Flamme für die Idee, ein ganzes Jahr alleine in mein zweites Heimatland, von dem ich noch so wenig wusste, zu reisen!

Vorbereitung

Und damit fing alles an; meine Eltern musste ich nicht groß überreden, denn sie hatten beide bereits Auslandsaufenthalte mit derselben Organisation wie unser Bekannter hinter sich und waren sich einig, dass eine solche Erfahrung jeden bereichern würde. Also meldeten wir mich, ohne uns weiter nach anderen Alternativen umzusehen, wenig später bei ebendieser Organisation für ein High School Year an. Die USA mussten es sein, da ich dort geboren war, wodurch ich besonders interessiert an dem Land, was irgendwie ja auch zu meiner Identität gehörte, war.

Ich wählte selbstständig ein Programm aus, bei dem man drei Wunschorte in den Vereinigten Staaten angeben konnte – was sich später nicht als eine meiner besten Entscheidungen herausstellte. Weiter ging es mit meiner Online Application, welche mich einige Zeit und Geduld gekostet hat. Deshalb kann ich nur empfehlen, diese, sobald man damit beginnen kann, zielstrebig durchzuarbeiten. Ein Visum brauchte ich glücklicherweise nicht, da ich ja US-Staatsbürgerin bin. Dafür musste ich aber einige Male meine Hausärztin besuchen, um mir von ihr alle empfohlenen Schutzimpfungen verpassen zu lassen. Und auch das Packen blieb mir natürlich nicht erspart, wofür euch eure Organisation oder alternativ auch das Internet sicherlich mit Packlisten versorgen kann – also keine Sorge, ihr vergesst schon nichts. Und wenn doch, lässt sich das auch noch im Zielland besorgen oder hinterherschicken.

Ein paar Sachen solltet ihr aber schon dabeihaben, z.B.:

  • Euren Pass und eure Reisunterlagen
  • Euer Handy und euren PC
  • Adapter
  • Gastgeschenke
  • Erinnerungsfotos
  • Dem Wetter entsprechende Kleidung

Meine Anreise: Welcome to California!

Am 01.08.2016 ging also endlich mein Flug nach Amerika. Meine Vorfreude war kaum in Worte zu fassen, als ich nach einem achtstündigen Flug zusammen mit einigen anderen deutschen Austauschschülern von meiner Organisation in New York landete. Dort ging es für mich zuerst hin, da ich zusätzlich zu den eigentlichen Vorbereitungstagen in Deutschland zu den freiwilligen Orientation Days im Big Apple angemeldet war. Die ersten Tage flogen an mir vorbei und die ganzen Eindrücke waren überwältigend.

Dann ging es weiter nach Kalifornien zu meiner Gastfamilie. Hierbei wurde meine Selbstständigkeit direkt einmal auf die Probe gestellt, denn mein zweiter Anschlussflug aus New York wurde gecancelled. Nach einigen Stunden Verspätung und etwas zähen Verhandlungen mit dem Flughafenpersonal in Dallas, Texas kam ich dann jedoch an einem kleinen Flughafen in der Nähe von Los Angeles an, wo mich meine Gastoma und meine tschechische Gastschwester abholten. Meine erste Woche in Kalifornien verlief etwas holprig, da meine erste Gastfamilie ziemlich unvorbereitet war. Schließlich wurde sie aufgrund einiger familieninterner Angelegenheiten von unserer Koordinatorin vor Ort als unpassend beurteilt. So mussten meine Gastschwester aus Prag und ich nach den ersten sieben Tagen bereits in eine neue Gastfamilie wechseln. Mithilfe dieser meldeten wir uns dann ein zweites Mal an einer anderen High School an und stellten uns einen neuen Stundenplan zusammen.

Meine Gastfamilie(n) und meine Platzierung

Wie schon erwähnt, wurde ich durch meine Organisation im Süden Kaliforniens im weiteren Umkreis von L.A. platziert. Während meines Aufenthaltes, den ich letztendlich auf ein halbes Jahr verkürzte, musste ich mit meiner Gastschwester gleich zweimal die Gastfamilie wechseln. Was unsere Unterbringung angeht, schienen wir einfach nicht besonderes Glück gehabt zu haben.

Aber egal, wie schwierig es auch mit den Gastfamilien war und wie viel Heimweh dadurch auch verursacht wurde – meine Gastschwester und ich waren uns gegenseitig die größte Stütze. Denn auch wenn wir aus komplett verschiedenen Familien und Kulturen kommen, waren wir in der gleichen Situation. Dafür bin ich bis heute sehr dankbar.

Wir sind auch immer noch in Kontakt und haben uns im jeweiligen Heimatland schon besucht. Und unsere dritte „Gastfamilie“, die nur aus einer älteren Dame und zwei Hunden, sowie dem italienischen Austauschschüler, den sie bereits aufgenommen hatte, bestand, war dann auch perfekt für uns, so untypisch die Konstellation auch war.

Das Leben vor Ort

In Kalifornien sind meine Gastschwester und ich auf eine öffentliche High School gegangen. Diese war im Vergleich zu meinem Gymnasium zuhause in Deutschland riesig; sie wurde von knapp 3000 Schülern besucht und bot sämtliche Fächer und Sportclubs an. Der allseits bekannte School Spirit wurde großgeschrieben und die Kurse waren nicht nach Alter, sondern nach Können unterteilt und es gab Blockstundenpläne. Diese Stundenplanform bedeutet, dass man jeden Tag der Woche die gleichen Stunden hat. Ich hatte mich mithilfe der Vorgaben meiner Organisation und meines Counselors für die folgenden Fächer entschieden:

  • World History
  • Physics
  • English
  • Maths
  • Spanish as Teacher Assistant
  • Renaissance
  • Tennis

Dort einem Sportclub beizutreten war eine meiner besten Entscheidungen während meiner Auslandszeit. Dadurch lernte ich viele Einheimische kennen und bin durch das tägliche zweistündige Training auch fit geblieben. Und falls sich jetzt noch jemand fragt, was Renaissance ist; das war bei uns an der Schule ein Fach, bei dem wir Poster für alle Events, die an der Schule stattfanden, gemalt haben – School Spirit pur!

Übrigens braucht ihr euch absolut keine Sorgen machen, wenn ihr nicht von Anfang an direkt mit den ganzen Amerikanern befreundet seid. Gebt ihnen Zeit, sich an euch zu gewöhnen, euch kennenzulernen oder euch gegebenenfalls unter all den (Austausch-)schülern an eurer Schule erstmal zu entdecken.

Ihr könnt euch auch zuerst an andere Gastschüler, falls es an eurer Schule welche gibt, wenden – die sind schließlich in der gleichen Situation. Und wenn ihr euch traut; ergreift selbst mal Initiative und sprecht Einheimische an.

Ich persönlich habe auch einen Großteil meiner Freizeit unter der Woche mit Schularbeiten und Tennisspielen etc. verbracht. Aber an den Wochenenden empfehle ich euch wirklich, auch mal rauszugehen und die Möglichkeiten wahrzunehmen, etwas zu unternehmen. Ihr könnt beispielsweise Freizeitparks, umliegende Städte oder Strände und Nationalparks besuchen. Für die Region rings um Los Angeles sind da unter anderem die folgenden Sehenswürdigkeiten einen Besuch wert:

  • die Universal Studios
  • der L.A. County Fair
  • die Melrose Avenue
  • das Griffith Observatory
  • der Santa Monica Pier

Mein Fazit

Insgesamt war mein Auslandssemester definitiv, trotz der vielen Aufs und Abs, eine unvergleichliche, lehrreiche Erfahrung, die ich nicht missen wollen würde. Ich persönlich habe durch diese nämlich nicht nur meine Englischkenntnisse enorm verbessert, sondern bin auch ein ganzes Stück selbstständiger geworden, habe spannende neue Einsichten bekommen und Kontakte geknüpft. Und das Fernweh hat mich nicht losgelassen: ab November 2019 geht es für mich wieder ins Ausland, diesmal nach Thailand, wo ich Freiwilligenarbeit leisten möchte.

Schlussendlich kann ich euch nur folgendes ans Herz legen…

  • Je mehr offene Kommunikation zwischen euch und eurer Gastfamilie desto besser
  • Der Kulturschock holt (fast) jeden ein, auch wenn man schon zig Mal überm Teich war

Und am Wichtigsten:

  • Die Menschen, zu denen ihr kommt, sind tausendmal wichtiger als der Ort, das Land lernt ihr nämlich überall kennen