Kristin war für ein Jahr als Austauschschülerin in Illinois, USA. In ihrem Erfahrungsbericht berichtet sie von den Höhen und Tiefen ihres High School-Jahres und gibt dir Tipps für dein Auslandsjahr. Lies selbst:
Warum ein High School Jahr?
Eines guten Tages habe ich in der Pausenhalle meiner Schule ein großes Poster entdeckt auf dem stand „Ein Jahr die amerikanische High School erleben, mache es jetzt möglich!“. Ich war total fasziniert und habe mir direkt einen Flyer mitgenommen um weitere Informationen zu bekommen. Bis dahin wusste ich nicht einmal, dass es solche Auslandsaufenthalte gab, doch der Zufall hat mich zu meinem Glück geführt.
Warum USA?
Als ich 13 Jahre alt war, durfte ich mit meinen Großeltern schon einmal „über den Teich“ fliegen. Wir haben zahlreiche Städte in Kalifornien bereist, es war das größte Erlebnis was ich je hatte! Mir hat es einfach unglaublich gut dort gefallen und ich war mir sicher eines Tages wieder hinfliegen und dann mehr Zeit dort verbringen zu können. Somit war für mich klar, dass es kein besseres Ziel als the United States of America gibt.
Planung
Meine Eltern waren zunächst nicht allzu begeistert von meiner Idee für ein Jahr in die USA zu gehen, schließlich war ich noch ihr kleines 15 jähriges Mädchen. Doch nach mehreren Gesprächen konnte ich sie überzeugen und die Planung war im Gange! Ich habe mich bei der ausgewählten Organisation für das 12 monatige High School Programm in den USA ein Jahr im Voraus angemeldet, was ein definitives muss ist. Die Visumsplanung dauert schließlich ewig und die Organisation hat einige Dokumente und Formulare, die sie für mich bearbeiten musste. Hat man sich angemeldet dauert es eine Weile bis die Organisation sich wieder meldet. Währenddessen habe ich mich dann um meine Auslandsversicherung gekümmert und mehrere Arztbesuche für die Pflichtimpfungen gehabt. Die Auslandsversicherung haben meine Eltern damals bei ihrer Versicherung in Deutschland abgeschlossen, dadurch war ich in jedem Fall abgesichert.
Zum Konsulatsbesuch nach Berlin
Der nächste Schritt den ich gemeinsam mit meiner Organisation gegangen bin war die Visumsbeantragung, die eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat. Ein halbes Jahr vor Abflug musste ich dann ins Amerikanische Konsulat nach Berlin um mir mein Visum abzuholen, ich war der stolzeste Teenager aller Zeiten!
Warten, warten, warten…
Dann begann jedoch die Wartezeit, mehrere Freunde die ich bei verschiedenen Veranstaltungen von meiner Organisation kennengelernt habe hatten bereits im Mai oder Juni schon eine Gastfamilie. Ich wartete jeden Tag vergeblich auf meinen Brief, bis dann im August das Telefon klingelte und auch ich meine Gastfamilie gefunden hatte! Yippie, es kann losgehen! Nachdem ich also meine Gastfamilie bekommen hatte und mein Flugticket nach Quincy, ein Ort in dem Bundesstaat Illinois erhielt, ging es am 01.09. los Goodbye Germany und Hello USA!
Ankunft: Hello USA
Der Flug nach Quincy, Illinois hat leider Ewigkeiten gedauert! Nach dreimaligem Umsteigen hatte ich es aber endlich geschafft und war froh mein neues Zuhause begrüßen zu dürfen. Am Flughafen wartete meine „Gastomi“ schon mit einem „Welcome Home“ Luftballon auf mich und ich habe mich riesig über die nette Geste gefreut. Bis ich jedoch wirklich „angekommen“ bin und mir bewusst wurde das mein Jahr dort nun beginnt, hat es ein paar Tage gedauert…
High School
Mein erster Tag in der Quincy Senior High war wohl der aufregendste von allen! Als aller erstes musste ich zum Counselor Office (Beratungsbüro) um meine Fächer und Freizeitaktivitäten auszuwählen. Mit der Hilfe meines Counselors und den Vorgaben der Pflichtfächer meiner Organisation habe ich mich für die folgenden Fächer entschieden:
- Maths (Mathematik)
- American literature (Amerikanische Literatur)
- American history (Amerikanische Geschichte)
- Business law (Unternehmensrecht)
- Accounting (Rechnungswesen)
- Forensics (Kriminalmedizin/ Gerichtsmedizin)
- German (Deutsch)
Als Sportart wollte ich unbedingt Cheerleading machen, allerdings waren Tanzen und Cheerleading nicht nur für ein Jahr möglich. Somit entschied ich mich für Volleyball, da ich diese Sportart schon im deutschen Sportunterricht immer gerne gemacht habe. Das bedeutete also für mich: 6 Monate lang ein straffes, 3 stündiges Training pro Tag! Auch wenn ich nicht den „best player of the year award“ gewonnen habe, Spaß gemacht hat es alle mal! So ging es dann an meinem ersten Tag auf der High School erst einmal los mit dem Unterricht. Ich wurde in die Accounting-Klasse gebracht und ohne überhaupt zu wissen was accounting genau ist (es ist Rechnungswesen), habe ich mich im Unterricht integriert. Und so zog ich nun von Klasse zu Klasse bis die Mittagspause war und alle in die Kantine (Canteen) gegangen sind. Dort habe ich mich dann auch schnell mit anderen angefreundet. Nachdem ich meinen Unterricht für den Tag beendet hatte, durfte ich mir das Volleyball-Training angucken. Die Mädels waren wirklich gut! Ich entschied mich also ein Mitglied im Volleyball Club zu werden und am Ende der Saison sind wir sogar State Champions geworden! Wir waren also nach endlos vielen Volleyballspielen die beste Mannschaft aus dem Budesstaat Illinois!
Gastfamilienwechsel
Ich hätte nie damit gerechnet jemals meine Gastfamilie zu wechseln und doch habe ich meine Gastfamilie gleich zweimal gewechselt! Ich habe schon recht früh gemerkt, dass meine liebe „Gastomi“ einfach nicht zu mir passte und meine Betreuerin vor Ort kontaktiert. Glücklicherweise hat sich eine Freundin von mir mit ihrer Familie als Gastfamilie angeboten und ich konnte somit innerhalb weniger Tage problemlos meinen Wechsel vornehmen. In meiner neuen Gastfamilie hat es mir super gefallen! Ich hatte eine Gastmutter, einen Gastvater und eine Gastschwester, mit denen ich viel unternommen habe. Meine Gastmutter hat mir jedoch schon von Anfang an gesagt, dass sie mich leider nur bis Silvester bei sich behalten können. Das bedeutete also: eine neue Gastfamilie muss her! Es bot sich wieder ein Mädchen aus dem Volleyball Team mit ihrer Familie an, ich hatte wirklich Glück! Meine somit letzte Gastfamilie bestand aus einem Gastvater, einer Gastmutter, einem Gastbruder und einer Gastschwester. Etliche Cousins, Tanten und Großeltern kamen noch hinzu, ich war nun also ein Mitglied einer riesigen Familie, was mir unglaublich viel Spaß gemacht hat! Bei dieser Familie bin ich letztendlich auch bis zum Ende meines Aufenthaltes gewesen und habe sie seit dem auch jedes Jahr wieder besucht. Meine amerikanische Familie habe ich tief in mein Herz geschlossen und ich bin froh, dass ich meine Gastfamilien zweimal wechseln konnte um letztendlich meine perfekte Familie zu finden.
Erwartungen
Meine Erwartungen an den High School Aufenthalt wurden weitaus übertroffen! Natürlich habe ich mir ein tolles Jahr vorgestellt, doch das ich atemberaubende Erfahrungen machen würde, eine zweite Heimat finden würde und so viele Freunde dazu gewinnen würde hätte ich mir nie erträumen lassen.
Fazit
Mein High School Jahr in den USA war das Beste was ich jemals gemacht habe! Auch wenn es mich viel Vorbereitungszeit, Geld und manchmal auch Tränen gekostet hat, würde ich es jederzeit wieder machen. Durch einen Auslandsaufenthalt lernt man unglaublich viel und sowohl die positiven als auch die wenigen negativen Erfahrungen gehören beim Erwachsen werden einfach dazu. Ich habe nicht nur den American way of life gelernt, ein neues Land für mich entdeckt, eine neue Kultur kennengelernt und viele neue Freunde und Familienmitglieder gefunden, sondern ich habe auch mich selbst kennengelernt und „neu erfunden“. Diese Zeit in den USA hat mich für immer geprägt und das schätze ich am meisten an dem Aufenthalt. Zum Abschluss habe ich für euch 5-Tipps zusammengefasst.
5 Tipps für ein erfolgreiches High School Jahr in den USA:
- Vergleicht mehrere Organisationen Online und sucht euch frühzeitig die Organisation heraus, die euch am besten gefällt!
- Traut euch Neues auszuprobieren! Ihr habt noch nie Volleyball gespielt aber spielt es gerne und eure High School bietet es an? Dann probiert es aus und habt keine Angst nicht so gut in der Sportart zu sein
- Kein Besuch eurer Eltern am Ende des Aufenthaltes, dass gibt nur ein riesiges Gefühlschaos für euch und eure Eltern
- Solltet ihr merken, dass eure Gastfamilie einfach nicht zu euch passt und ihr euch unwohl fühlt, dann sprecht mit eurer Gastfamilie und mit eurem Betreuer vor Ort! Das ist schließlich euer Jahr und ihr müsst euch Wohlfühlen!
- Viel unterwegs sein, damit kein Heimweh aufkommt! Macht nicht den Fehler Tag täglich vor eurem Laptop zu sitzen und mit Freunden und Familie zu Skypen, schließlich habt ihr die Möglichkeit neue Dinge kennenzulernen!