Erfahrungsbericht aus Neuseeland: Wie Corona unsere Reise veränderte

Queenstown, Neuseeland

Kathi und ich brachen Anfang Oktober nach Neuseeland auf und genossen seitdem unsere Zeit im Kiwi-Land wirklich sehr. Mit unserem Camper-Auto bereisten wir bis Mitte Dezember die gesamte Nordinsel. Anschließend machten wir uns danach auf den Weg in den Süden, wo wir für ca. 2 Monate in einem Restaurant in Akaroa, einem malerischen Dörfchen auf einer Halbinsel in der Nähe von Christchurch, arbeiteten.

Als Corona die Welt eroberte, ließen wir beide gerade die Seele auf den Cook-Islands baumeln und machten uns keinerlei Gedanken über die Krankheit und welche Auswirkungen sie noch auf unsere Reise haben würde. Grund dazu gab es auch nicht, denn auf den kleinen Pazifikinseln bekamen wir vom Weltgeschehen so gut wie nichts mit und während der Rest der Welt zu dieser Zeit schon im Corona-Chaos versank, schlürften wir weiter fröhlich am Strand unsere selbstgeernteten Kokosnüsse.

Kaum zurück in Neuseeland, erreichten uns auch schon die ersten besorgten Anrufe aus Deutschland. Wir ließen uns davon aber nicht aus der Ruhe bringen, denn bis jetzt lief bei uns in Neuseeland noch alles ganz normal und bestimmt würde dieses Corona genauso schnell wieder von der Bildfläche verschwinden wie es gekommen war…

Falsch gedacht! Wenige Tage später saßen wir in Queenstown und mussten dabei zusehen wie von heute auf morgen alle Restaurants und Geschäfte dicht machten und sich jeder für den bevorstehenden Lockdown wappnete. So hatten wir uns unsere weitere Reise sicherlich nicht vorgestellt! In ein paar Tagen wollten wir eigentlich den Kepler-Track wandern und danach weiter an die Westküste der Insel fahren. Stattdessen machten wir uns aber wieder so schnell wie möglich auf den Weg Richtung Christchurch.

Pünktlich zum Lockdown-Start waren wir wieder in Akaroa, wo wir auch die nächsten Wochen verbringen wollten. Da wir ja schonmal für 2 Monate dort gelebt hatten, war es für uns ein bisschen wie nach Hause kommen und wir waren alle einfach super happy all die Menschen wiederzutreffen, die wir bei unserem letzten Aufenthalt dort so ins Herz geschlossen hatten. Die Tatsache, dass gerade all unsere Reisepläne von einem Tag auf den anderen komplett den Bach runter gingen, war dann auch nur noch halb so schlimm 🙂

Langweilig wurde uns während des Lockdowns kaum: Es gibt ja schließlich auch deutlich Schlimmeres als die Ausgangssperre mit seinen ganzen Freunden in einer bubble zu verbringen!

Jeden Abend haben wir zusammen gekocht, Spiele gespielt, Sport gemacht oder einfach nur den ganzen Tag gegammelt und Netflix geschaut.

Spazieren gehen durfte man mit einer Person seiner bubble, deshalb haben wir auch fast jeden Tag eine Runde durchs Dorf gedreht, um ein paar unserer Freunde (natürlich mit genügend Abstand) am Gartenzaun zu besuchen und auch manchmal ein paar Stücke selbstgebackenen Kuchen auszutauschen. Ansonsten saßen wir viel auf unserer Dachterasse und haben die Sonne genossen oder haben uns den Bauch mit leckerem Essen aus einem der Restaurants vollgeschlagen. Die hatten zu Beginn des Lockdowns ihre Kühlschränke nämlich noch bis oben hin gefüllt und da keiner wusste wohin mit den ganzen frischen Lebensmitteln, wurde alles nach und nach an die Bewohner von Akaroa verteilt.

Man kann also wirklich sagen, dass wir das beste aus unserer Situation gemacht haben! Deshalb fiel uns die Entscheidung unseren Auslandsaufenthalt abzubrechen und mit einem der Rückholflüge zurück nach Deutschland zu kommen auch super schwer. Jedes Mal, wenn wir vor den Türen des Flughafens in Christchurch standen, wären wir am liebsten wieder ins Auto gehüpft und so schnell es geht zurück nach Hause gedüst. Zwei von drei Mal ist genau das dann auch passiert! Das lag aber nicht daran, dass wir eigentlich gar nicht weg aus Neuseeland wollten, sondern an der super chaotischen Rückholaktion:

Wenn man Glück hatte, bekam man ein bestätigtes Ticket per Mail und wusste ganz genau wann man sicher nach Hause fliegt. Viele Andere, auch wir, bekamen aber nur „Standby-“ also Ersatz-Tickets. Wurde ein Platz im Flieger überraschenderweise frei, hatte man dann die Möglichkeit mit seinem Standby-Ticket auf den Flug gebucht zu werden. Klingt eigentlich ganz einfach und unkompliziert, oder? War es aber nicht. Die Standby Plätze wurde nämlich nach first-come-first-serve-Prinzip vergeben. Sprich wer zuerst kommt, malt zuerst: Wer mitfliegen wollte, war also schon Stunden vor Check-In am Flughafen, um ganz vorne in der Schlange stehen zu können.  Für uns persönlich war das jetzt kein großes Problem, weil wir unser eigenes Auto und tolle Freunde hatten, die uns jedes Mal, zu welcher Uhrzeit auch immer, zum Flughafen gebracht haben. Es gibt aber trotzdem besseres, als mitten in der Nacht 86 Kilometer nach Christchurch zu fahren, dort dann 5 Stunden in der Kälte zu stehen, nur um anschließend wieder 86 Kilometer zurück nach Hause zu fahren (und das ganze 3 Tage hintereinander…).

Das bei so einer komplizierten Aktion nicht alles perfekt laufen kann, ist ja aber verständlich! Als wir letztendlich den letzten Flieger erwischt haben, hat alles aber echt gut geklappt und innerhalb von 25 h waren wir dann auch schon in Frankfurt.

Seit wir wieder hier angekommen sind, ist inzwischen schon fast ein ganzer Monat vergangen und nach wie vor wären wir jetzt viel lieber in Neuseeland. Aber aufgeschoben ist ja schließlich nicht aufgehoben! Schon jetzt steht fest, dass wir irgendwann ein zweites Mal nach Neuseeland reisen werden, um all die Abenteuer zu erleben und wunderschönen Orte zu entdecken, die das Land noch zu bieten hat!